Ungeliebte Themen: Tod und Sterben
Der Tod gehört nun mal unausweichlich zum Leben und jeder, der einen nahestehenden Menschen verloren hat, empfindet Trauer. Sie läuft nach keinem festen Schema ab. Trauer ist sehr komplex. Gefühle wie Angst, Ohnmacht, Wut und Hilflosigkeit begleiten sie. Um den Verlust zu verarbeiten, muss man sich mit der Situation und seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzen. Die Zeit des Trauerns ist wichtig: Sie stellt einen Zeitraum dar, in der man ein ganz wichtiges Lebensgefühl erlebt, das hilft, viele andere Verluste im Leben mit in die eigene Existenz einzubeziehen.
In der Literatur werden mehrere Phasen der Trauer beschrieben. Eine der bekanntesten Theorien zum zum Trauerprozess stellen die Vier Trauer-Phasen nach Verena Kast dar. Diese Phasen laufen meist nacheinander ab, die Übergänge sind fließend.
1. Nicht-Wahrhaben-Wollen
Man will es nicht wahrhaben, fühlt sich oft starr vor Entsetzen und hofft, aus der Trance, aus dem bösen Traum zu erwachen. Manche menschen verfallen in Apathie, andere geraten ausser Kontrolle. Körperlicher Reaktionen wie Herzrasen, Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche und Unruhe können auftreten. Diese Phase ist meist relativ kurz.
2. Aufbrechende Emotionen
Gefühle wie Wut, Zorn, Leid, Angst, Verzweiflung, aber auch Freude und Traurigkeit brechen sich Bahn. Man hadert mit dem Schicksal und sich selbst, insbesondere wenn man das Gefühl hat, etwas falsch gemacht zu haben, nicht alles gesagt, getan zu haben, nicht da gewesen zu sein…. Alle Gefühle sind wichtig, um sich der Trauer zu stellen und den Verlust anzunehmen, deswegen sollte man ihnen Raum geben. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass der Trauernde in Schwermut und Depression verfällt.Je nachdem wie eng das Verhältnis zum Verstorbenen war, treten starke Gefühlsschwankungen und Schlafstörungen auf, Appetitlosigkeit und Fressattacken können dem Trauernden zusetzen.
Die Gedanken kreisen um den Verstorbenen und um verpasste Chancen gemeinsamen Erlebens, das Leben draußen erscheint wie ein Film.
Diese Phase dauert einige Wochen oder auch ein paar Monate. Auch wenn in unserer Gesellschaft die Selbstbeherrschung einen hohen Wert einnimmt, liegt im Zulassen und bewußten Er- und Durchleben dieser Phase der Schlüssel zu nachhaltigen Trauerbewältigung.
3. Phase der langsamen Neuorientierung
Langsam aber sicher rückt die Normalität wieder ins Bewusstsein. Man kann wieder Freude zulassen und sich wieder auf andere Dinge konzentrieren. Das Hadern lässt nach und man akzeptiert die Tatsache des Todes. Zwar treten nach wie vor Stimmungsschwankungen auf, aber mit verminderter Intensität. Der Körper findet zum normalen Rhythmus zurück.
4. Phase des neuen Gleichgewichts
Allmählich kehrt die innere Ruhe zurück. Der Verstorbene hat seinen Platz in unserem Leben gefunden und wird dort samt den Erinnerungen wie ein Schatz aufbewahrt. Das Leben geht weiter und man kann sich wieder anderen Themen zuwenden. Allerdings hat der Trauerprozess Spuren hinterlassen. Oft sieht der Trauernde das Leben danach mit anderen Augen.